07. August 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Um es vorwegzunehmen: Superlative sind nicht so Loris Prattes’ Sache. Doch was der Neuhemsbacher auf der Nordschleife beim ROWE 6 Stunden ADAC Ruhr-Pokal-Rennen zeigte, war schon à la bonne heure! Bestzeit, Pole Position, mit Abstand bestes TCR Fahrzeug im Feld, GT-3 Fahrzeuge geärgert und in der Startaufstellung vor allen GT-4 Fahrzeugen eingereiht. „Es war unglaublich. Morgens am Rennwochenende ist mein erster Gang zum Zimmerfenster. Als ich das Wetter sah, wusste ich, da geht heute was. Leichter Regen auf der Nordschleife – genau mein Wetter. Ich hatte beim Rausfahren volles Vertrauen in unseren Golf GTI. Tja und dann habe ich im wahrsten Sinne des Wortes die Sau rausgelassen. Zugegeben es war relativ hart am Limit“, zeigte sich Loris Prattes überglücklich nach dem Zeittraining. Die Teamauswertung hat im Nachhinein Platz 21 von ca. 170 gestarteten Fahrzeugen im Zeittraining ergeben. „Wäre da auf meiner schnellen Runde nicht diese Gelbphase gewesen, hätte ich den Golf neun Sekunden schneller über die Nordschleife bewegen können. Aber da wären wir dann bei ‚hätte, hätte Fahrradkette‘, so der Förderkandidat des ADAC Pfalz.
Freitags fanden die Taxifahrten statt – eine tolle Gelegenheit sich bei Kunden, Freunden und Partnern zu bedanken. Dazu hat der Max Kruse Racing Pilot eine schöne Einstellung, wie Loris Prattes erörterte: „Es ist unglaublich schön und befriedigend, anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und etwas zurückgeben zu können, denn sie sind es, die uns unterstützen und bei jedem Wetter an der Strecke mitfiebern, uns die Daumen drücken. Schöner kann man nicht Danke sagen“.
Doch bei aller Freude schlug am Samstag während des 6 Stunden Rennens der Motorsport-Teufel zu. Also falls es ihn wirklich gibt, so zeigte er sich auf beiden TCR Fahrzeugen des Teams. Zuerst musste der „Güldene Leuchter“ wegen technischen Defekt bereits in der ersten Runde des Zeittrainings abgestellt werden. Auch der grandiose Einsatz der Mechaniker – sie hatten im strömenden Regen beim Renntaxi das Differenzial ausgebaut – blieb unbelohnt. Schon in der ersten Rennrunde fiel der „Güldene“ aus. „Es war unfassbar. Noch beim 4. VLN Lauf schien unsere Pechsträhne vorbei zu sein. Und nun ist sie wieder da“, zeigte sich Loris Prattes enttäuscht.
Seine Enttäuschung sollte dann kurz vor Ende des 6 Stunden Rennens den Höhepunkt erreichen. „In der Startphase ist es mir leider nicht gelungen meine Reifen so anzuwärmen, um in der ersten Runde meine Pole-Position verteidigen zu können. Doch die 150 Meter, die ich da auf meinen Mitbewerber verloren habe, konnte ich bereits in der ersten Runde wieder gut machen“, berichtete der Volkswagen-Pilot. Danach begann laut Prattes die Lernphase für ihn: „Als erster in der Box verlief der Stop leider nicht so gut. Ich brauche einfach viel mehr Erfahrung im Drumherum. Erfolgreich zu sein, bedeutet nicht, einfach nur schnell zu sein. Es gehört dazu, dass du schnell genug in die Code60 Phase hinein fährst. Es gehört dazu das du in den Doppelgelb-Phasen nicht zu früh vom Gas runtergehst. Und noch viel, viel mehr. Das sind alles Lernprozesse, die ich für mich aber vor allem für meine Teamkollegin so schnell wie möglich umsetzen möchte“, so seine Analyse. Lange Zeit lag der Max Kruse Racing Golf mit der Startnummer 819 auf Platz zwei. Es sah so aus, als sei dem Volkswagen Team ein Platz auf dem Podium sicher, doch dann änderte sich alles. „10 Minuten vor Ende hatte Jasmin plötzlich keinen Vortrieb mehr. Sie fuhr den letzten Stint. Ich hatte mich für uns beide so gefreut. Und nun mussten auch wir uns von allen Podiumsgedanken verabschieden. Das war bitter. Doch ich verspreche meiner charmanten Teamkollegin, dass wir beim nächsten Mal die Nordschleife wieder zusammen rocken werden“, erzählte Loris Prattes mit einem Lächeln im Gesicht.
Auch wenn es an diesem Wochenende einfach nicht sein sollte – das gesamte Max Kruse Racing Team war von der Leistung des Junior-Piloten hellauf begeistert. „Auch wenn ich den Motorsport nun seit 14 Jahren betreibe, es ist für mich als absoluter Neueinsteiger in den Langstreckenrennen und gerade auf der berühmt berüchtigten Nordschleife unheimlich wichtig, die beste Performance für mein Team abzurufen. Und dazu zählen für mich auch die Mechaniker, die an diesem Wochenende eine unglaubliche Leistung vollbracht haben. Aber auch allen anderen hinter den Kulissen, die genauso ihren Beitrag zum Gelingen des Wochenendes leisten. Vor allem aber meiner Teamkollegin und Volkswagen-Motorsport“, fasste das Motorsport-Talent zusammen.
Loris Prattes kann bereits in vier Wochen beim 42. RCM DMV Grenzlandrennen auf der Nürburgring-Nordschleife wieder ans Max Kruse-Lenkrad greifen.